Im letzten Artikel habe ich über die Chakras im Allgemeinen geschrieben. Das sie energetische Bewusstseinsstrudel sind, die entlang unserer Wirbelsäule verlaufen und durch die in ihnen gespeicherten Informationen unser Befinden und unsere Entscheidungen maßgeblich beeinflussen.
Heute geht es um das erste der sieben Haupt Chakras, dem Wurzel Chakra Muladhara. Ich erkläre welchen Lebensbereich das Wurzel Chakra beherrscht, wie du ein ausgeglichenes, oder unausgeglichenes Muladhara an dir erkennen kannst und natürlich praktische Tipps um es zu balancieren.
Der Anfang
Mula bedeutet Wurzel, Basis, oder Anfang; Dhara bedeutet Stütze. Und genau darum geht es auch in diesem Chakra um die Basis unseres Lebens, darum wie wir die Welt und unseren Platz darin sehen. Entsprechend ist das Hauptthema dieses Chakras (Ur-)Vertrauen.
Zwar sind alle Chakras in uns zu jeder Zeit gleichzeitig aktiv, allerdings durchlaufen wir alle bestimmte Zyklen, in denen ein Chakra besonders im Vordergrund steht. Diese Phasen, die jeweils ca. sieben Jahre dauern, nennt man Resonanzzeit. Die Resonanzzeit eines Chakras ist jene Zeit in der seine energetische Qualität entscheidend geprägt wird. Das bedeutet es gibt Phasen in unserem Leben in denen die Energie und das Thema eines bestimmten Chakras für uns besonders relevant sind.
Beim Muladhara liegt die Resonanzzeit, wie der Name es schon sagt am Anfang unseres Lebens, von der Geburt bis ungefähr zum sechsten Lebensjahr. Dies ist die Zeit in der die Basis für unser Urvertrauen in uns und ins Leben gelegt wird. Es ist die Phase in der die grundsätzlichsten Bedürfnisse jedes Menschen das wichtigste sind, jene nach Nahrung Wärme, Geborgenheit und Beachtung. Jeder Mensch kommt auf die Welt in dem tiefen Bewusstsein und Vertrauen, dass diese Bedürfnisse selbstverständlich befriedigt werden. Es sind die Erfahrungen die ein Mensch in dieser Zeit macht die maßgeblich beeinflussen, ob er dieses Vertrauen beibehält und wie er das Leben sieht.
Vertrauen darin zu haben, dass was auch immer passiert, unsere Grundbedürfnisse immer gedeckt sein werden, bedeutet vertrauen zu haben, dass das Leben immer für uns ist, oder wie wir Rheinländer sagen „et hätt noch immer jot jejange“.
Ich bin!
Das Vertrauen ins Leben und die Sicherheit dass die Grundbedürfnisse des Überlebens gesichert sind, ist der eine Aspekt des Wurzel Chakras; der andere ist das Vertrauen in sich selbst. Dieses Vertrauen das entsteht wenn wir uns verbunden fühlen, unseren Wert kennen und unser Leben eine Bedeutung hat für uns.
Auch hierfür wird der Grundstein in der Resonanzzeit des Muladhara (von der Geburt bis ungefähr zum sechsten Lebensjahr) gelegt. Vertrauen in uns selbst und in unseren Platz in der Welt entsteht unter anderem wenn wir uns zugehörig fühlen, wenn wir wissen wir sind nicht alleine. Das kann die Zugehörigkeit zu einer Familie, zu einer Kultur, oder zu Menschen die wir uns ausgesucht haben sein.
Im Muladhara Chakra geht es um unsere Identität und als was wir uns definieren (was wir denken wer wir sind). Das betrifft nicht nur zu welcher Gruppe von Menschen wir uns zugehörig fühlen. Die Identität die ein starkes Muladhara mit sich bringt geht weit darüber hinaus, sie ist das Bewusstsein, dass wir nicht nur mit der Natur und dem Universum verbunden sind, sondern ein Teil von ihnen. Es ist dieses Gefühl von Wholeness (Ganzheit) dass der Ursprung jeder Spiritualität ist.
Da ist es wenig überraschend, dass hier im Wurzel Chakra auch die Kundalini Shakti liegt. Diese Urenergie, symbolisiert durch eine zusammengerollte Schlange, deren Aufstieg durch die Chakras unsere spirituelle Reise darstellt.
Eine der einfachsten, schnellsten und schönsten Möglichkeiten das Wurzel Chakra zu aktivieren und diese Nähe zur Natur zu spüren ist zu ihr zu gehen. Geh raus in die Natur spazieren. Es ist fast unmöglich in ihr zu sein und nicht irgendwie einen Funken Ehrfurcht zu empfinden, für das Wunder das unsere Welt ist, inklusive des Himmels und des Kosmos. Und die Entspannung zu fühlen, die mit dem Wissen einhergeht, dass wir ein Teil dieses Wunders sind.
In der Asana Praxis sind Vorbeugen, in denen wir uns nicht nur symbolisch nach Innen wenden, eine gute Möglichkeit um das Wurzel Chakra zu fühlen und zu aktivieren.
Muladhara auf physiologischer Ebene
Auf körperlicher Ebene wird das Wurzel Chakra im Beckenboden lokalisiert und wirkt, über die Beine, bis in die Füße hinein. Es entspricht den schweren und dichten Strukturen unseres Körpers, den Knochen und Zähnen. Entsprechend können häufige Beschwerden in diesen Bereichen auf ein unausgeglichenes Muladhara hindeuten (Was nicht heißt man sollte nicht zum Arzt gehen). Auch Ischias und Kreuzschmerzen werden mit einem unausgeglichenen Wurzel Chakra assoziiert (da ist es interessant zu beobachten, dass gerade diese Beiden, zu den häufigsten Beschwerden der westlichen Gesellschaft zählen).
Eine hervorragende Praxis um das Muladhara Chakra auszugleichen ist Yin Yoga, welches sich gerade den dichten Strukturen im Körper widmet. Auch Standhaltungen, wie Tadasana, sind gute Übungen um sich in der Praxis immer wieder zu erden und Muladhara zu kräftigen.
Eine andere Möglichkeit das Wurzel Chakra zu aktivieren und wie ich es am liebsten tue, ist zu Tanzen und die Hüften zu schwingen. Ist man erst einmal richtig vom Beat & Groove erfasst profitiert nicht nur das Wurzel Chakra davon.
Was sich im Dunkeln verbirgt …
Wurzeln wachsen unter der Erde, im Verborgenen, entsprechend ist unser Wurzel Chakra auch das Reich unseres Unterbewusstseins. Hier sind unsere Instinkte und Gewohnheiten Zuhause, genauso wie die tiefen Glaubenssätze die unser Leben leiten. Und genau hier wo unser Reptiliengehirn am aktivsten ist, befinden sich auch unsere Urängste.
Und während Angst prinzipiell ihren Sinn hat, können gerade Urängste, wie Existenzangst, oder die Angst nicht genug zu sein uns stressen und lähmen. Ohne Vertrauen und mit einem unausgeglichenen Muladhara haben wir unsrem Instinkt geleiteten Hirnstamm, dessen Aufgabe es ist uns zu schützen und der deshalb immer eher aus der Vorsicht & Angst heraus unsere Entscheidungen & Handlungen bestimmt, nichts entgegen zu setzen. Wir merken das, wenn wir in Situationen und Beziehungen (ich meine nicht nur romantische) verharren, obwohl wir tief in uns wissen, dass sie uns nicht gut tun. Wenn wir gerne „nein“ sagen würden, aber „ja“ aus unserem Mund kommt. Wenn wir gerne mutig wären und uns mal was trauen wollen und dann doch nicht den Sprung wagen. All dies sind Momente in denen unsere Angst über unser Vertrauen siegt.
Eine der wichtigsten Übungen wenn wir uns von Angst befreien wollen ist es uns zu erden und zu entspannen. Solange wir gestresst sind (Angst, Sorge, Unsicherheit sind Stress) ist unser Blick verengt und allein auf das Überleben der Situation gerichtet. Erst indem wir unser Nervensystem entspannen sind wir in der Lage zu schauen wie schlimm es wirklich ist und ob das was uns verunsichert wirklich wahr ist. Und erst wenn wir entspannt sind haben wir überhaupt den Raum Möglichkeiten und Lösungen zu finden, wenn wir tatsächlich mit einer Herausforderung konfrontiert sind.
Deshalb ist es wichtig immer wieder zwischendurch tief zu atmen (mit besonderem Fokus auf die Ausatmung) und präsent zu werden (denn meistens sind unsere Ängste auf die Vergangenheit, oder die Zukunft ausgerichtet). Hierbei können Balance Haltungen und Meditation hilfreiche Tools sein.
Auch journalen ist eine super Möglichkeit um unserer Angst auf den Grund zu gehen und sie aufzulösen, oder zumindest einen bewussten Umgang mit ihr zu pflegen. Schreib alles auf was dir Angst bereitet. Was ist das Worst Case Scenario? Frag dich dann einmal ob das was dir Sorge bereitet überhaupt wahr ist? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit wirklich, dass das Schlimmste eintritt? (kleiner Spoiler: meistens ist die Objektive Antwort nein und sehr unwahrscheinlich). But just in case fühl einmal in diesen Worst Case hinein, wie wirst du dich fühlen wenn es wirklich passiert ist? Lege dann deine Hände auf dein Herz, spüre in dein Herz und Atme ein paar Mal tief durch die Nase ein und durch den Mund aus und schreibe danach auf was du nach dem Worst Case machen wirst und wie du eine Lösung findest. Jetzt wo du sozusagen vorbereitet bist, weißt wie es sich anfühlen wird und wie du eine Lösung finden wirst, kannst du diese Sorge schon mal von deiner Liste streichen und loslassen.
… kommt endlich ans Licht!
Eins der am häufigsten angegebenen Ziele für die Spirituelle Reise ist „Erleuchtung“, was auch immer jeder von uns darunter versteht. Das Wort selbst kommt von Er-Leuchten, was nichts anderes bedeutet als Licht ins Dunkle zu bringen. Wenn wir uns mit dem Wurzel Chakra beschäftigen, bringen wir Licht in die dunkelsten Ecken unseres Selbst, um von hier zu beginnen unser Licht strahlen zu lassen.
Der Kern jeder Spiritualität ist der Blick nach innen in uns selbst. Im Bewusstsein, dass indem wir uns selbst erforschen, wir das ganze Universum ergründen und dass indem wir uns selbst verändern, wir das ganze Universum beeinflussen, weil das Universum und wir eins sind.
Dieses Bewusstsein entspringt unserem Muladhara. Dreht es harmonisch seine Kreise, stellen wir die Sinnhaftigkeit unseres Lebens nicht in Frage. Wir sind in der Lage mit dem Flow des Lebens, dem auf und ab, entspannt umzugehen. Das heißt nicht, dass wir uns nie wieder aufregen, auch Traurigkeit und Angst werden immer ein Teil unserer Erfahrungen bleiben, aber wir werden nicht davon überrannt und ausgelaugt. Man könnte sagen ein ausgeglichenes Wurzel Chakra nimmt den Druck raus. Erst dann entsteht die Grundentspannung die es braucht um im zweiten Chakra unserer Kreativität und Leidenschaft freien Lauf zu lassen.
Wenn du einen Überblick über die wichtigsten Eigenschaften eines jeden Chakras haben möchtest, mit Übungen wie man es stärkt, habe ich was für dich. Hier kannst du dir ein PDF mit Steckbriefen zu jedem Chakra downloaden. So hast du immer alles auf einen Blick zusammengefasst.
Viel Freude und Spaß beim erforschen deiner Chakras!!! Deine Sara