Gedichts-text, Es ist was es ist, Erich Fried

Ich bin Liebe – Anahata Teil 2

„If you can’t love yourself, how in hell you gonna love somebody else?”

Rupaul

Wer hat diesen Satz nicht in der ein, oder anderen Form schon mal gehört. Und tatsächlich ist die Liebe und die Beziehung die wir zu uns selbst haben DER ausschlaggebende Faktor, wie wir mit anderen in Beziehung treten.

Selbstliebe ist unser natürlicher Zustand, kein Baby fragt sich ob es liebenswert ist. Warum hadern wir dann so oft mit uns selbst? Fragen uns ob wir (liebenswert) genug sind? Warum fällt es vielen von uns gar nicht mal so leicht, sich mit allem was sie sind, wie sie aussehen, was sie tun zu akzeptieren und zu lieben?

Es sind erst unsere Lebenserfahrungen die uns (nicht alle) dazu bringen Gedankenmuster und Verhaltensweisen anzunehmen, die wahrer Selbstliebe entgegenstehen. Wollen wir uns wirklich selbst annehmen, geht es nicht so sehr darum etwas Neues zu kultivieren, oder zu erlernen, sondern die Erwartungen und Maßstäbe unserer Umwelt loszulassen.

Zu den Grundbedürfnissen jedes Menschen gehört es Zugehörigkeit und Verbundenheit zu spüren. Um diese zu erlangen glauben wir manchmal bestimmte Kriterien erfüllen, gewisse Dinge leisten zu müssen, um die Liebe der anderen zu verdienen. Und verbiegen uns dabei oft selbst, bis es fast nicht mehr auszuhalten ist. Dabei gehen wir mit uns selbst viel härter ins Gericht, als wir es jemals mit anderen tun würden! Nie würden wir mit unseren Freunden so reden, wie wir es mit uns selbst tun.

Selbstliebe, Selbstakzeptanz & Selbstwertschätzung was ist das?

Entgegen dem was oft propagiert wird ist wahre Selbstwertschätzung nicht narzisstisch, Selbstakzeptanz ist keine Egoshow und Selbstlieb bedeutet nicht sich rücksichtslos durchzusetzen. Selbstliebe bedeutet zu verinnerlichen dass wir nichts zu beweisen haben, dass wir ganz und liebenswert sind unabhängig davon was andere von uns denken und was wir „geleistet“ haben. Selbstakzeptanz bedeutet alle unsere Facetten und Bedürfnisse zu ehren und Platz in unserem Leben zu geben. Selbstwertschätzung ist die Basis und einzige Bedingung für ein authentisches und erfülltes Leben.

Dazu gehört auch: Tage zu haben an denen wir uns nicht prächtig fühlen; Körperteile zu haben, die wir nicht wunderschön finden; Situationen zu haben in denen wir (ver)zweifeln; Verhalten an den Tag zu legen, für das wir uns nicht feiern UND trotzdem liebevoll und mitfühlend mit uns selbst zu sein.

Wie also können wir lernen den inneren Diktator zur Ruhe zu bringen und liebevoller mit uns selbst reden & umgehen?

Was ist deins & was eigentlich meins?

Bunte Spielfiguren mit Pfeilen

Selbstliebe ist vorrangig ein Akt des Loslassens. Loslassen was andere über uns denken. Loslassen was andere von uns erwarten. Loslassen was nicht unseres ist. Einer der Hauptgedanken der Selbstliebe wiederspricht ist der Gedanke „ Ich bin nicht … genug“ (Fill in your favorit criticism), deshalb kann ich mich noch nicht annehmen. Die Fragen die du dir hier stellen kannst sind: Wer entscheidet eigentlich was genug ist? Und entspricht das überhaupt tatsächlich meinen eigenen Maßstäben? Oft nehmen wir nämlich Maßstäbe anderer um uns selbst zu bewerten. Wie gesagt, als Babys sind wir ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass wir gut und liebenswert sind, genauso wie wir sind. Bis uns jemand gesagt hat, dass das angeblich nicht mehr reicht. Zeit diese Meinung wieder zurück zu geben und dir deinen eigenen Wert wieder zurück zu holen. Hier ein paar Fragen die dir dabei helfen:

  • Wo denke ich, dass ich noch nicht genug bin?
  • Wann werde ich genug sein? Wenn ich was erreicht habe?
  • Wann habe ich mich das erste Mal in diesem Bereich nicht genug gefühlt? Wer hat mir dieses Gefühl vermittelt?
  • Ist dies auch tatsächlich MEIN Anspruch, oder glaube ich dadurch meinen Wert bei jemand anderem zu steigern?
  • Stelle ich die gleiche Erwartung/Bedingung an andere?
  • Was ist MEIN Anspruch an andere in diesem Bereich?
  • Ist es nicht genug wenn ich meinem Anspruch an andere entspreche, statt dem von …?
  • Die letzte ist übrigens eine rhetorische Frage.

Wiederhole diese Fragen für jeden Bereich indem du denkst dass du nicht schön, weit, klug, erfolgreich, … genug bist. Um dich weiter mit deinem Genug zu verankern, findest du am Ende meines Artikels zum Manipura Chakra eine wunderschöne kurze Meditation, die ich für dich aufgenommen habe.

Solltest du doch noch damit hadern ob du genug bist, schreibe dir einfach mal alles auf was positiv an dir ist und alles was du bereits geleistet hast, ich wette du wirst überrascht sein wieviel das ist.

Oh ihr wunderschönen Schattenspiele

Schattenfrau

Es gibt keinen on/off Knopf für Selbstliebe, es ist nicht etwas das wir einmal verstehen und dann hat es sich erledigt. Vielmehr ist Selbstliebe ein tägliches uns selbst mit Mitgefühl & Ehrlichkeit begegnen. Nur du selbst weißt wie sehr du dich liebst und wertschätzt, keiner kann das von außen beurteilen.

„Es sind gerade deine vermeintlichen Fehler die dich so einzigartig und besonders machen, du musst sie nur annehmen“. Der Satz mag zwar wahr sein, das macht das Annehmen deshalb aber nicht unbedingt einfacher. Wir alle haben so unsere Schatten, es sind diejenigen Aspekte an uns die wir am liebsten vor anderen (und nicht selten auch vor uns selbst) verstecken möchten, die uns irgendwie peinlich sind und die wir am liebsten verleugnen würden. Das Problem ist, Anteile von uns selbst zu verleugnen und zu verstecken kostet immens viel Kontrolle und Energie und den permanenten Stress der Angst enttarnt zu werden. Dieser innere Kriegszustand mit dem was ist, gekoppelt mit ständiger Selbstkritik, beeinflusst unser Nervensystem negativ und wird uns auf Dauer krank machen. Eckhart Tolle nennt diesen Wiederstand „bloß eine tiefe in uns verwurzelte Gewohnheit“ und beschreibt den Weg daraus durch Hingabe und Akzeptanz. Wobei Akzeptanz nicht bedeutet dass wir alles hinnehmen, ohne uns weiterzuentwickeln, aber solange wir nicht wahrhaben wollen das etwas ist, können wir auch nichts daran ändern. Hingabe ist dann das wie, es geht nicht darum bequeme Entschuldigungen für uns zu finden, oder uns grenzenlos selbst zu optimieren, sondern uns mit einem positiven, wohlwollenden Blick zu betrachten, der es uns ermöglicht ein zufriedenes, authentisches Leben zu führen. Um diesen Blick zu öffnen kann Yoga helfen. Dr. Kristin Neff beschreibt diesen Prozess so: „Eine der Sachen die mit Yoga passiert, ist dass wir unseren Fokus auf die Bewegung unseres Körpers, oder die Bewegung unseres Atems legen und aus unseren Köpfen rauskommen. Für einen Moment lassen wir die Storyline unseres Lebens und was falsch mit uns ist hinter uns. Wir nutzen unsere Körper mit Intention und achtsam und können wahrhaftig auf eine sanfte Weise präsent mit uns selbst sein. Das ist Selbst-Mitgefühl“.

Alles beginnt mit dir

Frau mit Händen auf dem herz

Je liebevoller wir uns selbst sehen und bewerten, desto besser behandeln wir uns auch.  Das schöne: es funktioniert auch umgekehrt. Je besser wir uns behandeln, desto liebevoller ist auch unser Selbstbild. Da ist es passend, dass das Yama des Anahata Chakra Ahimsa ist. Ahimsa wird oft als „Nicht-Verletzen“ übersetzt, tatsächlich geht seine Bedeutung tiefer. Richtig verstanden bedeutet Ahimsa „aktives Mitgefühl“. Und das können wir ganz praktisch umsetzen, auch und vor allem uns selbst gegenüber. Davon profitieren auch alle anderen, denn je mitfühlender wir mit uns sind, je mehr Verständnis wir für unsere Macken und Bedürfnisse haben, desto mehr Verständnis haben wir auch für jene der anderen. Mal ganz unabhängig davon, dass es allen die dich lieben sowieso besser geht, wenn es dir besser geht 😉

Mitgefühl bedeutet deine Bedürfnisse zu achten und einen Alltag zu schaffen indem sie selbstverständlich Raum haben, da ist es mit einem Spa Wochenende nicht getan. Mache dir eine Liste mit den Dingen die dir für dein Wohlbefinde wichtig sind und schaue wie du sie priorisieren kannst. Eventuell müssen einige Energieräuber dafür aussortiert, oder zumindest runtergeschraubt werden. Nimm dir regelmäßig Zeit für ein Date mit dir selbst, an dem du nur Sachen machst weil du gerade Bock darauf hast (nicht weil du sie mal machen solltest). Schreibe dir eine kleine Love-List mit all den Dingen die dir gut tun und hole sie heraus wenn der Tag mal wieder lang war (Hätte ich eine Badewanne, würde Aroma Bad mit Buch, oder Musik ganz weit oben drauf stehen). Dich und deine Bedürfnisse wichtig zu nehmen ist keines Falls egoistisch, sondern Zeichen einer gesunden Beziehung zu dir selbst. Erinnere dich Menschen die dich wirklich lieben, wollen dass es dir gut geht, was uns direkt zum nächsten Kapitel führt.

Grenzen sind Selbstliebe!

Gerade wenn wir mit unserem Selbstwert hadern, haben wir eine Tendenz zum people pleasing und zu schlechten Grenzen. Dabei sind Grenzen die wir anderen setzen nicht immer was negatives, sie zeigen einfach nur auf wie andere mit uns umgehen dürfen. Und dafür sind wir selbst das Vorbild, deshalb behandle dich selbst immer so, wie du von anderen behandelt werden möchtest.

Der perfekte Abschluss

Eine Epidemie unserer Gesellschaft & Zeit ist Perfektionismus und die Idee dass irgendeiner von uns, oder irgendeine Sache perfekt sein kann (Stell dir nur mal vor wie langweilig das wäre). Tony Robbins sagt immer „perfection ist the lowest standard“ und Recht hat er (natürlich!). Das Streben nach Perfektion wird uns immer zeigen was falsch an uns ist und es wird uns immer zurückhalten wenn es darum geht unser Licht in die Welt scheinen zu lassen. Vor einer Weile habe ich den Satz gelesen (ich weiß leider nicht mehr wo) „I’m a recovering perfectionist and an aspiring good enougher“, seitdem ist das einer meiner Leitsätze geworden. Ist dieser Artikel perfekt? Mit Sicherheit nicht, früher hätte ich noch mindestens 2 Stunden damit verbracht ihn zu perfektionieren, als ob das möglich gewesen wäre. Heute weiß ich, ich habe nicht alle Infos reingepackt, vieles kann man bestimmt viel besser/schöner formulieren und einige von euch kriegen bestimmt Kopfschmerzen von der Punktation. Dieser Beitrag hätte, könnte und wäre bestimmt noch ganz viel. ABER ich habe mein Bestes gegeben und das ist genug.

In Liebe,

deine Sara

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